Anliegen der Autoren ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Kooperatives Lernen in Fächern der Gesellschaftslehre zu aktivem und erfolgreichem Lernen genutzt werden kann. Sie geben konkrete Unterrichtsbeispiele für die Sekundarstufe I. Hierbei greifen sie auf das kompetenzorientierte Unterrichtsmodell nach Leisen zurück.
Die konkreten Unterrichtsbeiträge beziehen sich auf eine oder auch mehrere Unterrichtsstunden, je nach Komplexität des Themas und der zu leistenden Bearbeitung. Die Autoren geben dabei Beispiele kooperativen Arbeitens für unterschiedliche Phasen des Unterrichts:
- In den Unterricht einsteigen
- Lesen üben
- Neues erarbeiten
- Präsentieren und Ergebnisse sichern
- Anwenden und Üben
Die vielfältigen Themen beziehen sowohl historische als auch aktuelle Problemstellungen ein:
- Sind Frauen in der Arbeitswelt gleichberechtigt?
- Leben und Arbeiten am Meer
- Das Rätsel um ein neolithisches Massengrab in Eulau
- Eine gottgewollte Ordnung
- Gezeiten
- Die spartanische Erziehung von Mädchen und Jungen
- Leben mit HIV
- Soll das Tragen einer Schuluniform in allen Schulen des Landes Pflicht werden?
- Fünf wichtige Institutionen der EU
- Voraussetzungen, Ereignisse und Folgen der Französischen Revolution
- Ein Museumsbesuch
- Der Untergang Pompejis
- Beginn der Neuzeit
- Tourismus in NRW
- Demographischer Wandel in Deutschland
Jede Stunde wird so dargestellt, dass sowohl die notwendigen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler benannt werden, die benötigten Materialien als Kopiervorlage (z.B. Bilder oder Texte) geliefert werden oder Bezugsquellen genannt werden, ein Ablaufplan zur Stunde / zu den Stunden gegeben wird und die kooperativen Verfahren und deren Einsatz gut verständlich und umfassend dargestellt werden. Auch zu Lernhilfen und Reflexionsbögen gibt es gut gestaltete Kopiervorlagen mit Erläuterungen für den Einsatz.
Die 19 eingesetzten und vorgestellten Verfahren des Kooperativen Lernens beziehen sowohl Basisverfahren wie Think-Pair-Share oder Placemat als auch komplexe Verfahren wie die strukturierte Kontroverse ein. Erfreulich ist der Verzicht auf den Rückgriff auf das Expertenpuzzle (Jigsaw-Puzzle), dessen Verwendung in der Regel nur von Erfolg gekrönt ist, wenn eine Reihe von Vorbedingungen erfüllt ist und Lehrer und Schüler geübt in Gruppenarbeit sind, zu Gunsten des Partnerpuzzles. Die Verwendung graphischer Gestaltungsmittel wie Mindmap und Fishbone zeigt eine weitere Dimension des Einsatzes kooperativer Lernverfahren.
Das Buch bietet Lehrerinnen und Lehrern aus gesellschaftswissenschaftlichen Fächern viele gute und auf andere Themen übertragbare Beispiele und macht Lust auf kooperatives Unterrichten. Die Autoren haben die Stunden im eigenen Unterricht erprobt und beziehen sich auf die Basiselemente des Kooperativen Lernens. Diese werden Lehrkräften, die mit den Grundprinzipien Kooperativen Lernens vertraut sind, über den Einsatz der Verfahren erkenntlich.
Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere Anfänger und Anfängerinnen, kooperatives Lernen vielfach nur unter dem Aspekt der Methodenvariabilität wahrnehmen. Sie setzen Methoden unreflektiert in ungeübten Gruppen ein und wundern sich, dass sie nicht funktionieren. Zu gelingender Gruppenarbeit gehört meist mehr als die Konstruktion einer methodisch gut strukturierten Unterrichtsstunde. Die einzelnen Verfahren müssen gut und damit mehrfach geübt werden und die Lehrkraft muss in die Schaffung einer positiven Arbeitsatmosphäre Zeit und Ausdauer investieren. Für Lehrerinnen und Lehrer, die weniger vertraut mit den Grundprinzipien des Kooperativen Lernens sind, hätte ich mir eine kurze Erläuterung der 5 Basiselemente und deren grundlegender Bedeutung für die Gestaltung von Unterricht in Verbindung mit einer Markierung innerhalb der Darstellung der Unterrichtsstunden gewünscht.
Insgesamt bleibt jedoch zu sagen, dass das Buch Lehrerinnen und Lehrer ermutigt, ihren Unterricht mit kooperativen Lernformen zu bereichern und damit den Schülerinnen und Schülern zu aktivem Lernen und Spaß am Unterricht zu verhelfen. Moderatorinnen und Moderatoren für Kooperatives Lernen können dieses Buch mit gutem Gewissen in ihren Fortbildungen jenen Lehrerinnen und Lehrern empfehlen, die nach konkreten Unterrichtsbeispielen fragen.
Carmen Druyen
Der Text
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