Bericht über die Summer School 2012 in Münster

Christine Preuß, Eva Heidemann und Katharina Kaminski ist es erneut gelungen, eine hochkarätige Veranstaltung zu konzipieren, die durch mutmachende, informative und höchstunterhaltsame Vorträge renommierter Bildungswissenschaftler geprägt war.

Prof. Dr. Schirp stellte in seinem Vortrag die Bedeutung des hirngerechten Lernens in den Fokus seiner Betrachtungen und verdeutlichte, dass das menschliche Hirn als „Sozialorgan“ in seiner Arbeitsweise sozial agierenden, kooperierenden Systemen ähnelt. Schulen sollten nach seinem Credo insofern Lernorte sein, in denen kooperiert werden sollte und Demokratie gelebt und gelernt werden kann.

Prof.Dr. Kronig karikierte und charakterisierte selektive Schulsysteme als diskriminierend, ungerecht und sozial unausgewogen. Sein Vortrag bot viele aufbereitete Daten und weniger einfache Lösungsansätze. Vielmehr machte er die Notwendigkeit deutlich, Schulen als Lernorte von Pädagogik zu gestalten, in denen es eher um Bildungsinhalte und weniger um Bildungstitel gehen sollte.

Der Vortrag von Prof.Dr. Bönsch fächerte die im Moment aktuellen und hilfreichen Ansätze zur erfolgreichen Differenzierung im Unterricht auf. Auch er hinterfragte das aktuelle Schulsystem mit seiner festgelegten Struktur von Fächerkanon, Zeitrastern und häufig anzutreffenden Unterrichtsdramaturgien, die nicht dazu angelegt sein, den individuellen Lernvoraussetzungen von SchülerInnen gerecht zu werden und insofern erfolgreich Bildungspotentiale zu erkenn en und zu entwickeln.

An dieser Stelle muss Eva Heidemann und Christine Preuß für die wieder einmal hervorragende Auswahl der Hochschullehrer gedankt werden. Die von ihnen ausgehenden Anregungen, Diskussionsbeiträge und Visionen waren getragen vom Geist des Respekts gegenüber den Lernenden und dem Willen, die SchülerInnen durch Bildung zu befähigen, die wesentlichen gesellschaftlichen Fragen in Zukunft gemeinsam bewältigen zu können. Insofern würden sicherlich alle drei Hochschullehrer die provokante Frage, ob Teams eher als Belastung zu definieren sind oder durch sie ein Mehrwert erfahrbar ist, sicherlich eindeutig in letztere Richtung beantworten.

Die angebotenen Workshops lieferten einen bunten Streifzug durch vielfältige Aspekte des Kooperativen Lernens. Das Green-Institut-Rhein Ruhr unterstützte in diesem Jahr mit zahlreichen ModeratorInnen die Summer School. Bedeutsam war hier die Bereitschaft in Workshops sich auf unterschiedlichsten Ebenen auszutauschen – ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen, weil die Workshops in ihrer Zusammensetzung in Bezug auf das Know How in Punkt Lernen in Kooperation sehr heterogen zusammengesetzt waren. Umso schöner war es zu beobachten, wie alle Mitglieder der Workshops miteinander kooperierten und voneinander profitierten.

Wir freuen uns auf die Summer School im nächsten Jahr in Münster, die dann einen etwas offeneren, dem Wunsch nach breitem Austausch gerecht werdenden Rahmen erhalten soll. Christine Preuß und Eva Heidemann freuen sich über Anregungen, die das angedachte Konzept unterstützen könnten.

Das Programm der Summer School 2012 finden Sie hier

Materialien

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Buchempfehlung

Anliegen der Autoren ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Kooperatives Lernen in Fächern der Gesellschaftslehre zu aktivem und erfolgreichem Lernen genutzt werden kann. Sie geben konkrete Unterrichtsbeispiele für die Sekundarstufe I. Hierbei greifen sie auf das kompetenzorientierte Unterrichtsmodell nach Leisen zurück.

Die konkreten Unterrichtsbeiträge beziehen sich auf eine oder auch mehrere Unterrichtsstunden, je nach Komplexität des Themas und der zu leistenden Bearbeitung. Die Autoren geben dabei Beispiele kooperativen Arbeitens für unterschiedliche Phasen des Unterrichts:

  • In den Unterricht einsteigen
  • Lesen üben
  • Neues erarbeiten
  • Präsentieren und Ergebnisse sichern
  • Anwenden und Üben

Die vielfältigen Themen beziehen sowohl historische als auch aktuelle Problemstellungen ein:

  • Sind Frauen in der Arbeitswelt gleichberechtigt?
  • Leben und Arbeiten am Meer
  • Das Rätsel um ein neolithisches Massengrab in Eulau
  • Eine gottgewollte Ordnung
  • Gezeiten
  • Die spartanische Erziehung von Mädchen und Jungen
  • Leben mit HIV
  • Soll das Tragen einer Schuluniform in allen Schulen des Landes Pflicht werden?
  • Fünf wichtige Institutionen der EU
  • Voraussetzungen, Ereignisse und Folgen der Französischen Revolution
  • Ein Museumsbesuch
  • Der Untergang Pompejis
  • Beginn der Neuzeit
  • Tourismus in NRW
  • Demographischer Wandel in Deutschland

Jede Stunde wird so dargestellt, dass sowohl die notwendigen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler benannt werden, die benötigten Materialien als Kopiervorlage (z.B. Bilder oder Texte) geliefert werden oder Bezugsquellen genannt werden, ein Ablaufplan zur Stunde / zu den Stunden gegeben wird und die kooperativen Verfahren und deren Einsatz gut verständlich und umfassend dargestellt werden. Auch zu Lernhilfen und Reflexionsbögen gibt es gut gestaltete Kopiervorlagen mit Erläuterungen für den Einsatz.

Die 19 eingesetzten und vorgestellten Verfahren des Kooperativen Lernens beziehen sowohl Basisverfahren wie Think-Pair-Share oder Placemat als auch komplexe Verfahren wie die strukturierte Kontroverse ein. Erfreulich ist der Verzicht auf den Rückgriff auf das Expertenpuzzle (Jigsaw-Puzzle), dessen Verwendung in der Regel nur von Erfolg gekrönt ist, wenn eine Reihe von Vorbedingungen erfüllt ist und Lehrer und Schüler geübt in Gruppenarbeit sind, zu Gunsten des Partnerpuzzles. Die Verwendung graphischer Gestaltungsmittel wie Mindmap und Fishbone zeigt eine weitere Dimension des Einsatzes kooperativer Lernverfahren.

Das Buch bietet Lehrerinnen und Lehrern aus gesellschaftswissenschaftlichen Fächern viele gute und auf andere Themen übertragbare Beispiele und macht Lust auf kooperatives Unterrichten. Die Autoren haben die Stunden im eigenen Unterricht erprobt und beziehen sich auf die Basiselemente des Kooperativen Lernens. Diese werden Lehrkräften, die mit den Grundprinzipien Kooperativen Lernens vertraut sind, über den Einsatz der Verfahren erkenntlich.

Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere Anfänger und Anfängerinnen, kooperatives Lernen vielfach nur unter dem Aspekt der Methodenvariabilität wahrnehmen. Sie setzen Methoden unreflektiert in ungeübten Gruppen ein und wundern sich, dass sie nicht funktionieren. Zu gelingender Gruppenarbeit gehört meist mehr als die Konstruktion einer methodisch gut strukturierten Unterrichtsstunde. Die einzelnen Verfahren müssen gut und damit mehrfach geübt werden und die Lehrkraft muss in die Schaffung einer positiven Arbeitsatmosphäre Zeit und Ausdauer investieren. Für Lehrerinnen und Lehrer, die weniger vertraut mit den Grundprinzipien des Kooperativen Lernens sind, hätte ich mir eine kurze Erläuterung der 5 Basiselemente und deren grundlegender Bedeutung für die Gestaltung von Unterricht in Verbindung mit einer Markierung innerhalb der Darstellung der Unterrichtsstunden gewünscht.

Insgesamt bleibt jedoch zu sagen, dass das Buch Lehrerinnen und Lehrer ermutigt, ihren Unterricht mit kooperativen Lernformen zu bereichern und damit den Schülerinnen und Schülern zu aktivem Lernen und Spaß am Unterricht zu verhelfen. Moderatorinnen und Moderatoren für Kooperatives Lernen können dieses Buch mit gutem Gewissen in ihren Fortbildungen jenen Lehrerinnen und Lehrern empfehlen, die nach konkreten Unterrichtsbeispielen fragen.

Carmen Druyen

Link zum Verlag

Der Text

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Moderatorenfortbildung 03.05.2013

In den folgenden Jahren entwickelte sich eine „Graswurzelbewegung“ innerhalb von zwei Jahren mit Unterstützung der ehemaligen Bildungsholding -heute Amt für schulische Bildung – zu einem schulformübergreifenden regionalen Projekt der Unterrichts- und Schulentwicklung: Durch Carmen Druyen und Thomas Kremers unterstützt durch die Bildungsholding wurden bis heute in Duisburg zahlreiche Schulen fort- und LehrerInnen als ModeratorInnen für Kooperatives Lernen / Green-TrainerInnen ausgebildet, die in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen die Unterrichtsentwicklung unter folgenden Gesichtspunkten vorantreiben:

 

  • Jedes Kind ist wichtig und erfährt durch einen Unterricht, der den Prinzipien des Kooperativen Lernens folgt, uneingeschränkte Wertschätzung  in einer ermutigenden Lernumgebung.
  • Jedes Kind hat das Recht, angstfrei zu lernen und Fehler zu machen.
  • Jedes Kind hat das Recht, herauszufinden, wie es seinen eigenen Lernprozess so steuert, dass er zum Erfolg führt.
  • Jedes Kind hat das Recht, sinnvoll zu üben.
  • Jedes Kind hat das Recht, Bewertungen zu durchschauen und zu hinterfragen.
  • Jedes Kind hat das Recht, Lösungswege gemeinsam mit anderen für die Beantwortung wichtiger Fragen unserer Zeit zu entwickeln.

 

Vor zwei Jahren gründete sich das Green-Institut-Rhein-Ruhr, in dem sich regionale und überregionale ModeratorInnen organisieren, austauschen und fortbilden. Diese Treffen finden traditionsgemäß in der Gesamtschule Globus am Dellplatz statt, deren Schulleiter, Erhard Schoppengerd Vorstandsmitglied im Green-Institut-Rhein-Ruhr ist.

Am 3. Mai 2013 führte das Amt für schulische Bildung in Kooperation mit dem Green-Institut-Ruhr-Ruhr die Veranstaltung

Unterrichts- und Schulentwicklung: kooperativ und nachhaltig

An der Tagung nahmen 50 ModeratorInnen zum Kooperativen Lernen / Green-TrainerInnen teil. Das Impulsreferat wurde von dem ehemaligen leitenden Regierungsschuldirektor Heinz Gniostko gehalten, der in den letzten Jahren die Duisburger Schulentwicklung eng begleitet und den Gedanken, dass SchülerInnen länger und vor allem gemeinsam lernen sollen, damit sie ihre Potenziale erkennen und entwickeln, in der Stadt weiter verankert hat.

In 6 Workschops diskutierten und erarbeiten KollegInnen die Schulentwicklung unter dem Gesichtspunkt des Kooperativen Gedankens, das nicht im Klassenzimmer halt machen soll, sondern auch den Umgang der KollegInnen, Eltern und SchülerInnen miteinander prägen muss.

Martina Seifert

Besuch aus Japan

Am 05.03.2014 besuchten Frau Professorin Akiko Utsunomia, Universität Saga, und Herr Professor Nobuyuki, Universität Nagoya, Japan, das Green-Institut Rhein-Ruhr. Sie arbeiten für die Japanische Forschungsgesellschaft zur Wirksamkeit des Kooperativen Lernens in Fächern der Gesellschaftslehre und Sachunterricht. Aufmerksam geworden waren sie in Japan auf das Buch „Kooperatives Lernen in Fächern der Gesellschaftslehre“   (siehe auch NDS-Verlag ). Sie hospitierten bei verschiedenen Trainerinnen im Unterricht (siehe auch Zeitungsartikel von derwesten.de) und erhielten von dem stellvertretenden Vorsitzenden, Thomas Kremers, eine Fülle weiterführende Inforamtionen.

Arbeitstagung am 29.04.2016

Titel: Integration von Flüchtlingen im Kontext von Schule – Kann Kooperatives Lernen helfen?  

Informationen zu den Workshops

 

Verena Holland: Best-Practice-Beispiele aus dem schulischen DaZ-Unterricht

In diesem sehr kurzfristig übernommenen Workshop habe ich zunächst Möglichkeiten der Textkonstruktion vorgestellt, die Idee und die Materialien hierzu stammen von Anke Höppener.
Nach einer sehr knappen Einführung in das Kooperative Lernen haben Marlies Zemke und ich Möglichkeiten zur Gestaltung des DaZ-Unterrichts präsentiert. Die Teilnehmer haben Möglichkeiten zur Anwendung des Kooperativen Lernens im schulischen DaZ-Unterricht zusammen getragen und sich über Herausforderungen und Ideen für diesen ausgetauscht. Viele Ergebnisse wurden in der Wandzeitung festgehalten.

 

Carmen Druyen: Binden, Halten, Lösen als grundlegende Aspekte von Integration

Die empirische Forschung und eine Reihe von Theorien zeigen, dass diese drei Begriffe eine Schlüsselrolle bei der Resozialisierung und Integration belasteter Kinder und Jugendlicher spielen.
In dem Workshop wollen wir gemeinsam überlegen, wie Schule gestaltet werden muss, um diese Aspekte zum Tragen zu bringen und welchen Beitrag das Kooperative Lernen in diesem Zusammenhang leisten kann.

 

Hier erhalten Sie das aktuelle Programm.

Die Materialien zu den Workshops und eine Dokumentation der Wandzeitung

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Dietlinde H. Vanier, Prof. Dr.

Prof. Dr. Dietlinde H. Vanier war einige Jahre lang begeisterte Lehrerin, anschließend Redaktionsleiterin in einem Bildungsverlag und hat sich dann an der Universität Oldenburg bei Hilbert Meyer 2001 als Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik habilitiert. Heute hat sie die wissenschaftliche Leitung des Kompetenzzentrums Lehrerfortbildung an der TU Braunschweig und lehrt apl. in der Abteilung Weiterbildung und Medien. Sie ist wissenschaftliche Beraterin der Allianz für die Region sowie der Johanniter Kindertagesstätten, Lehrtrainerin im Braunschweiger Trainingsmodell (Trainings kommunikativer und sozialer Kompetenzen, Beratung und Lerncoaching) sowie für Kooperatives Lernen, Vorsitzende des Green-Instituts für inklusives und kooperatives Lernen mit Sitz in Celle. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Lehrerprofessionalisierung, inklusiver und kooperativer Organisations- und Schulentwicklung sowie studentischer Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Botho Priebe

Botho Priebe war in Schule, Studienseminar, Universität und Landesinstituten mehrerer Bundesländer tätig. Bis 2007 arbeitete er als Direktor des Instituts für Schulische Fortbildung und Schulpsychologische Beratung des Landes Rheinland-Pfalz in Speyer und war Beauftragter der Kultusministerkonferenz bei der OECD für PISA, PIAAC und INES A. Botho Priebe ist Gründungsherausgeber der „Lernenden Schule – Zeitschrift für die Praxis pädagogischer Schulentwicklung“ sowie Herausgeber verschiedener Buchreihen – u. a. „Schule weiterentwickeln – Unterricht verbessern“ im Klett/Kallmeyer Verlag. Zu seinen gegenwärtigen Arbeitsfeldern gehören u. a. die Reform von Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie der Unterstützungssysteme, Unterrichtsentwicklung/Unterrichtsqualität und Schulentwicklung/Schulqualität sowie Inklusion. Näheres: www.botho-priebe.de

Heinz Gniostko

Heinz Gniostko, Jg. 1949, verheiratet, vier Kinder, seit 04.2013 Dozent an der Universität Duisburg-Essen in der Fakultät Bildungswissenschaften mit dem Lehrschwerpunkt Schulentwicklung, freiberuflicher Schulentwicklungsberater, von 12.2009 bis 03.2013 Leitender Regierungsschuldirektor bei der Bezirksregierung Düsseldorf mit der Generalie Inklusion und Schulentwicklung, von 02.1996 bis 11.2009 Leiter der inklusiven Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf

Jun.-Prof. Dr. Grit im Brahm

Jun.-Prof. Dr. Grit im Brahm, geb. Arnhold, Jg. 1975, verheiratet, zwei Kinder, seit 2008 Juniorprofessorin für Unterrichtsentwicklung und Empirische Bildungsforschung an der Ruhr-Universität Bochum, vorher wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Schulforschung & Schulpädagogik an der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Gabriele Bellenberg) sowie in der Arbeitsgruppe Bildungsforschung/-planung an der Universität Duisburg-Essen (Prof. Dr. Klaus Klemm). Promotion zum Dr. phil. (Februar 2005), Erstes Staatsexamen für Lehrämter an allgemein bildenden Schulen für die Se­kundarstufen I und II in den Unterrichtsfächern Englisch und Pädagogik (2001)